We Are Only Riders

We Are Only Riders

  • 流派:Singer/Songwriter 唱作人
  • 语种:德语 英语
  • 发行时间:2010-01-15
  • 类型:录音室专辑
  • 歌曲
  • 歌手
  • 时长

简介

Dieses Album ist ein Wunder. Eines, das seinen Anfang nahm, als ein Mann namens Tony Chmelik zu der Einsicht kam, dass es an der Zeit wäre, mal sein Leben zu entrümpeln, sich — wie er es formuliert — „einen seelischen Frühjahrsputz zu verpassen“. Er begann damit, in dem er auf den Dachboden seines Londoner Hauses stieg, um erst einmal dort gründlich aufzuräumen. Quasi als Generalprobe. Dabei fiel ihm aus einer Tüte mit alten, verstaubten Mixkassetten und Demotapes ein Tape mit der Aufschrift „JLP Songs“ in die Hände. Tony, dem dämmerte, was er da in den Händen hielt, durchwühlte seine Schränke und Schubladen, bis er seinen ausrangierten Walkman wiedergefunden hatte, legte das Tape ein, setzte sich die Kopfhörer auf und das Wunder nahm seinen Lauf. Doch es hatte eine Vorgeschichte: Im Sommer 1990 hat Tony Chmelik in Dobell’s Jazz Record Shop in Soho gearbeitet, einem Plattenladen, den der damals ganz in der Nähe lebende Gun Club-Sänger Jeffrey Lee Pierce regelmäßig aufsuchte, um sich dort Vorkriegs-Country-Aufnahmen und alte Bluesplatten anzuhören. Chmelik und Pierce freundeten sich rasch miteinander an und gingen dazu über, die Platten zum Hören mit zu Tony nach Hause zu nehmen, und sie bei dieser Gelegenheit gleich auf Kassetten zu kopieren. Später begannen sie damit, eben diese Songs nachzuspielen. Diese Sessions, in Tonys Bude in West Kensington, bei denen Jeffrey seinem Kumpel Tony, der sich inzwischen den Künstlernamen Cypress Grove zugelegt hatte, auch eigene Countrykompositionen vorspielte, bildeten die Grundlage für, „Ramblin‘ Jeffrey Lee & Cypress Grove with Willie Love“, ein Album mit Bluesklassikern, dass Pierce und Cypress Grove gemeinsam mit dem Drummer Willie Love 1992 in den Niederlanden aufnahmen. Besagtes Tape, welches Grove aka Chmelik Jahre später auf seinem Dachboden finden sollte, war ein Mitschnitt einer der Jamsessions in seiner Londoner Wohnung und enthielt Songs, die Pierce ihm damals vorgespielt hatte. Darunter drei Eigenkompositionen. Countrynummern, die es nie auf das Blues-Album geschafft hatten. Und trotz der grauenhaften Soundqualität erkannte Cypress Grove sofort, dass „Ramblin’ Mind“, „Constant Waiting“ und „Free To Walk“ zweifellos zu den besten Songs gehörten, die Pierce je geschrieben hat und dass sie — ohne zu übertreiben — mit Großtaten wie „Mother of Earth“ oder „Lucky Jim“ mithalten konnten. Leider war ebenso offenbar, dass die Qualität der Aufnahmen derart mies war, dass es nicht zur Debatte stehen konnte, die Originale zu veröffentlichen. Zumal es sich bei den Songs tatsächlich um ausgesprochen rohe Skizzen handelte. In Cypress Grove reifte eine Idee: Wenn keine definitive Version dieser Lieder existierte und niemand wusste, wie Jeffrey selbst die Songs wohl umgesetzt hätte, warum sollte man es dann überhaupt bei einer Version belassen? Es wäre doch faszinierend zu hören, wie unterschiedliche Künstler, allesamt ausgehend von selben simplen roughen Skizzen auf der Kassette, diese Songs interpretieren würden. Mit Hilfe seines Freundes Gene Temesy begann Cypress damit, alte Weggefährten und bekennende Verehrer von Pierce zu kontaktieren, und nach drei Jahren, in denen Gene u. a. Nick Cave rund um den Erdball gestalkt hatte sowie über einen Zaun in den Backstagebereich eines Festivals eingestiegen war, um an Debbie Harry ranzukommen, hatten die beiden nicht nur eine illustre und engagierte Schar Künstler überzeugt, sondern auf dem Weg dahin, dank Jeffreys alten Freunden und Familie, sogar noch weiteres unveröffentlichtes Songmaterial aufgetrieben. Darunter mit „My Cadillac“ und „St. Mark’s Place“ zwei Stücke, deren Entstehung sogar bis vor den Gun Club zurückreicht. Und damit kommen wir endlich zum eigentlichen Wunder: diese Songs, diese Aufnahmen, die — dank digitaler Technik — in Kollaborationen über Ozeane hinweg entstanden sind. Nein, nicht die Songs allein, sondern, wie eingangs gesagt, das Album ist das Wunder. Musik, wie aus der Zeit gefallen. Musik, die sich dramatisch kostümiert auf die Suche nach den eigenen Wurzeln und Vorgaben begibt. Musik, die heute eigentlich so gut wie niemand mehr macht — mal abgesehen u. a. von einigen der hier Mitwirkenden. Und hört man Mark Lanegan, Isobel Campell, The Raveonettes, Lydia Lunch, Deborah Harry & Chris Stein (Blondie), David Eugene Edwards (Woven Hand), Barry Adamson & Mick Harvey (Ex-Bad Seeds), Spencer P. Jones (u. a. The Johnnys, Beasts of Bourbon), Can “Kahn” Oral, Texacala Jones (Tex & The Horseheads), Johnny Dowd, David Alvin (The Blasters), The Sadies, Crippled Black Phoenix, Cypress Grove, Willie Love und Jeffreys langjährigem Wegbegleiter und Gun Club-Gründungsmitglied Kid Congo Powers dabei zu, wie sie Jeffreys Songs interpretieren, dann fragt man sich unwillkürlich warum. Nicht, dass Lanegan und Cave hier Stücke spielen, die zu den Allerbesten gehören, die sie im Verlauf ihrer langen Karrieren aufgenommen haben, ist das Wunder. Nicht, dass Debbie Harry mit »Lucky Jim« den einzigen bereits veröffentlichten Song dieses Albums vorträgt, als hätte Jeffrey ihn ursprünglich für seine große Muse verfasst. Nicht, dass der Shoegazer-Pop der Raveonettes durchaus Fieber fangen kann. Nicht, dass viele der Songs auf diesem Album klingen, als hätte hier eine einzige homogene Band gespielt. Nichts von alledem ist das eigentliche Wunder. Sondern, dass es „We Are Only Riders“ tatsächlich gelingt, den Hörer auf eine (Zeit-)Reise zu schicken, in deren Verlauf man sich dem Geist des Jeffrey Lee Pierce gelegentlich geradezu beängstigend nah fühlt. Pierce, dem Suchenden, dem Reisenden, der Dramaqueen, hätte das womöglich sogar gefallen.

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