专辑简介

Die Rolle der Jazz-Bassisten hat sich im Laufe der Jahre stark gewandelt: das Image des Statisten trägt nicht mehr, längst haben zahlreiche Musiker ihre Qualitäten als ideenreiche Komponisten und Konzeptionalisten unter Beweis gestellt. Dieses gewandelte Rollenverständnis hat sich auch in der noch jungen Geschichte von Between the lines niedergeschlagen: mit Peter Herbert und John Lindberg sind zwei innovative Bassisten auf dem Label vertreten. Nun ist ein dritter hinzugekommen: Hannes Enzlberger aus Wien. Sein btl-Debüt Songs to anything that moves ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk Carla Bleys. Das Interesse am Jazz führte Enzlberger vor Jahren direkt zu Bley oder umgekehrt das läßt sich aus der zeitlichen Distanz nicht mehr eindeutig sagen. Angefangen hatte alles mit einem Tape des Social Studies-Album, von dem aus sich Enzlberger Stück für Stück dem Bley-Kosmos näherte. Enzlberger hat es sich nicht leicht gemacht: Carla Bley und ihre Musik bilden eine Personalunion, wie sie selten ist im Jazz. Kompositionen der Pianistin stellen eine völlig andere Herausforderung dar als ein Standard aus dem Real Book: Sie folgen nicht den Gesetzen reiner Jazzlehre, und sie leben von der besonderen Art ihrer Aufführung: Bley-Ensembles sind immer eine Ansammlung von Musikern unterschiedlicher Stilrichtungen. Nicht zuletzt dieser Umstand sorgt für die unkonventionelle Lebendigkeit und Frische der Musik Carla Bleys. Hannes Enzlbergers Songs to anything that moves sind das Ergebnis eines work in progress. Dieser erfolgte teils bewußt, teils unbewußt. Enzlberger z.B. zur Entstehung der Komposition Heiße Nächte: Am Beginn meiner Bley-Liebe stand die Platte Social Studies, davon im Besonderen der Reactionary Tango erst viel später habe ich bemerkt, dass ein Tango, den ich in der Folge geschrieben hatte, stark davon beeinflusst war; diesen habe ich über die Jahre mehrfach umgemodelt und nun für die aktuelle Besetzung eingerichtet. Alles ist im Fluß so könnte man vielleicht auch ein wichtiges Grundprinzip beschreiben, das den Songs to anything that moves zugrunde liegt: Enzlberger hat seinen Musikern einen Pool von vorstrukturiertem Material zusammengestellt, mit dem die Band jonglieren kann. Zwischen diesen Elementen besitzt jeder von ihnen jedoch einen möglichst großen Gestaltungs-Spielraum. Damit handelt der Bassist ganz im Sinne Carla Bleys: der Geist und die Lebendigkeit ihrer Musik bleiben gewahrt, gleichwohl hat das Enzlberger-Quartett zu einem ganz eigenen Sound gefunden.