专辑简介

Lychee Lassi sitzen keineswegs zwischen allen Stühlen, sondern haben sich ihr eigenes Interieur geschaffen. Der Lychee Lassi-Sound, hält Illvibe fest. enthält zwar Elemente von HipHop, House, Jazz und Funk, aber eben nicht das, was man sich landläufig darunter vorstellt. Das sind eher Dinge, die links und rechts neben der Mitte liegen, aber trotzdem passieren. So fällt es im Gegensatz zu vielen anderen Bands bei Lychee Lassi schwer, den bandinternen kreativen Impuls vom externen Input zu trennen. Auf Out Now gibt es zwar eine Reihe von Déjà-vus, doch sind diese derart organisch in die körpereigene Musik der Band eingeflochten, dass sie sich eher wie hauchdünne Silberfäden durch den Sound ziehen. Es ist nicht so, dass wir alle vier eine alte James Brown-Platte wiederentdecken und nachzuspielen versuchen, rekapituliert Dirk Berger. Vielmehr wollen wir die Attitüde oder Haltung nachempfinden, mit der das gespielt wurde. Sie bleibt als Sound oder Inspiration in unserem Hinterkopf und wir machen etwas Eigenes daraus. Das nennen wir Dringlichkeit. Bei Lychee Lassi verbietet sich jede Art von Kategorisierung schon allein aufgrund der Arbeitsweise der Band. Es gibt keine Fraktionen, die Funktionen innerhalb der Gruppe verschieben sich unablässig. Im dichten Netz der Intentionen, ist manchmal kaum auszumachen, wer welches Instrument spielt. Auch live geht es uns so, bestätigt Roy, dass aus den Kombinationen der Instrumente ein Geflecht von Sounds entstehen kann, die wir selbst nicht mehr auseinanderhalten können. Manchmal wissen auch wir nicht, woher welcher Klang kommt und wer was macht. Illvibe beschreibt die Methodik der Band wie folgt: Bass und Schlagzeug legen in der Regel den Grundstein. Das kann auch mal von Dirk oder mir kommen, aber meistens ist es so, dass Gitarre und Turntable über dem solieren, was Bass und Schlagzeug ausrollen. Wobei Solo nicht im Sinne eines ausgedehnten Jazz- oder machistischen Rock-Alleingangs zu verstehen ist. Es gibt überhaupt sehr wenige Soli, präzisiert Beat Halberschmidt. Wir spielen zusammen und manchmal ergibt sich daraus ein Solo. Meistens geht es jedoch um kollektive Improvisation. Wir bauen etwas zusammen auf. Dass wir aufeinander eingehen, ist vielleicht der jazzige Aspekt in unserer Musik. Bei Out Now drängt sich durchaus der Vergleich mit der Live-Situation auf, da die CD einer Performance des Quartetts ziemlich nahekommt. Wir haben das Album innerhalb von drei Tagen in einem Raum ohne Trennungen eingespielt, erinnert sich Roy. Dadurch hat es einen sehr einheitlichen Sound und erfährt eine Art stilistischer Komprimierung. Die Zeit war begrenzt, spinnt Beat Halberschmidt den Faden weiter. Es war klar, am ersten Tag bauen wir auf und am dritten Tag sind wir fertig. Was dazwischen passierte, waren die Aufnahmen. Wir haben gespielt, ein paar Sachen aussortiert und den Rest hintereinander gepackt. Manche Leute schreiben ein Jahr an ihren Songs. In unserem Fall war das aber eine Bestandsaufnahme der drei Tage. Und Roy ergänzt: Uns wurde immer gesagt, dass Lychee Lassi live eine ganz andere Energie hat als in unseren Aufnahmen. Deshalb wollten wir unsere Energie diesmal besser transportieren. Out Now ist in vielfacher Hinsicht ein ungewöhnliches Album, denn obwohl die Band musikalisches Neuland beschreitet, spielt die Musik doch nicht in einer selbst erfundenen Zukunft, sondern exakt im Hier rund Jetzt. Lychee Lassi kommen sofort auf den Punkt und sagen in jedem einzelnen Moment genau das, was sie nur zu diesem und keinem anderen Zeitpunkt zum Ausdruck bringen können. Ein entscheidender Unterschied zwischen Out Now und den früheren Aufnahmen von Lychee Lassi, darunter mehrere EPs und eine CD, besteht im Umgang mit der menschlichen Stimme, die hier wesentlich offensiver zum Einsatz kommt, ohne den Ansatz der Band maßgeblich zu verändern. Dazu DJ Illvibe: Wir haben für die Platte mit Baatin, Angie Reed und Grace drei Vokalisten eingeladen, zu denen wir sowieso schon eine enge Beziehung hatten. Dafür mussten wir uns aber Gedanken machen, wie wir die Stimmen in den Bandsound integrieren. Viele Bands packen den Gesang einfach oben drauf, ohne dass es live reproduzierbar wäre. Deshalb haben wir mit drei Vokalisten Aufnahmen zu unseren Tracks gemacht, die wir dann auf Platte pressten, wodurch ich sie noch einmal leicht verändern konnte. Das kann ich eben auch live umsetzen. Der Gesang klingt auf diese Weise nicht wie eine komplett andere Welt, sondern könnte ebenso gut ein Sample von mir sein. Out Now ist eine Zäsur in der deutschen und europäischen Musik-Landschaft. Eine Album, das ebenso uneingeschränkt tanzbar ist, wie es Avantgarde-Gourmets in Verzückung versetzt, das die Konsistenz langjähriger Zusammenarbeit mit dem Spaß an spontaner Erfindung verknüpft und das die Geschichte einer Stadt erzählt, wie sie noch nie erzählt wurde.