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Component 1
简介
Wenn alle von Krisen sprechen, können es Dis*ka bei ihrem fünften Streich durchaus ruhiger angehen. War der prophetische Vorgänger "Save Our Managers" (2007) das bislang poppigste Dis*ka-Werk, so ist der aktuelle, nach Berthold Brechts "Verfremdungs-Effekt" einfach "Life Through The V" betitelte Streich, deutlich anders gestimmt. Dis*ka setzen diesmal weniger auf im weniger im Studio zusammengefrickelte Tracks, als vielmehr auf Live eingespielte und bei lockeren Jam-Sessions entstandene Songs, die später dezent bearbeitet wurden. Auch die Elektronik wurde etwas reduziert und strickt ihre Fieps-Teppiche nun im schummrigen Hintergrund. Dafür erweitern Dis*ka ihr Instrumentarium mittel Akkordeon, Bongos (eingespielt von FSKs Carl Oesterhelt), Glockenspiel, Marching Drums, Harmonie-Gesang und akustischen Gitarren. Gleichgeblieben ist jedoch ihre (Vor-)Liebe für gefährliches Halb-Mischen ohne festem Boden und haarscharf zwischen allen Stühlen. Diesmal geht es u.a. Balladen und Trinkliedern an den Kragen und wühlen sich Dub-Bässe, Fake-Funk, Electro-Shuffle, Swamp-Blues-Stomper, Kraut-Hypnosen, Digi-Beats und Daddel-Freak-Outs durch die einzelnen Titel. Wie bei Dis*ka nicht anders zu erwarten, tummelt und wuselt sich das alles manchmal auch ganz frech durch einen einzigen Track, nur um bei einem ganz anderen wieder heraus zu kommen. Gleich zu Beginn stellt die für Diska-Verhältnisse untypisch instrumentierte Akustik-Ballade (!) "Snowbow" (mit Enno Palucca am Akkordeon und Carl Oesterhelt von F.S.K. an den Bongos) ein neues Wetterphänomen vor. Weil wenn es bei Regen einen Regenbogen gibt, wieso soll es dann bei einem Schneesturm nicht eine ähnliche Himmelserscheinung geben? "Zombies In Love" lässt den Sonnenschein auch aussen vor, ist dafür als echtes "Band-Stück" entstanden, bei dem Dis*ka zu spooky Sounds ihre Privatgemächer zumindest einen Spalt breit öffnen. Auch nokturnen Charakters ist "Munich After Midnight". Ein weiteres Dis*ka-Dokument der Haß-Liebe zur Heimatstadt, wo es in der Nacht nur "cabs and cops" gibt. Dagegen helfen nur musikalische Mixturen zwischen allen Stühlen. "Multi-Genre-Stücken" nennen sie das. Exemplarisch umgesetzt bei "Numbers Are My Friends" über die britische Savant-Persönlichkeit Daniel Timmet und dessen faszinierendem Verhältnis zu Zahlen und Sprache: Electro-Shuffle (Korg MS20-Schieber-Bass) trifft auf Blues-Gitarre trifft auf Dub-Bass. File Under: Der Autist als Artist... Als artistisch konnte auch jene Begebenheit beschrieben werden, die während eines monatlichen Dis*ka-DJing im Münchner Pimpernel beobachtet wurde und nun als "Glass On Her Head" mit angenehm stumpfen Beat und tri(n)ckreich geflochtenen Gitarren-Riffs daherkommt. Ein Glas auf dem Hopf balancieren können halt nicht alle. Weiter geht es mit Lebensmittelparanoia in der Innenstadt. Die Kalorien sind zwar meistens schneller, aber mittels dreckig-verzerrten Blues-Stompern können sie auch wieder verbrannt werden. Das braucht aber seine Zeit und deshalb geht Burgers On My Back auch in einen "Nachtisch" namens "Followed By Food" über. Ein Freak-Out mit schrillem Slide-Gitarren-Solo direkt aus dem imaginierten Isar-Delta. Der hohen Kunst der krautesken Ballade widmen sich Dis*ka dann mit dem kleinen Öko-Szenario "The Years The Trees Refused To Green": Wetterkapriolen in Daft Punk-Worte gefasst: "Weather Harder Stronger Faster". Dis*kas Krautaffinitäten schlagen dann bei "Life Through The V" noch stärker durch. Ursprünglich 2007 für das Augsburger ABC-Festival zu Ehren Berthold Brechts aus den Partikeln diverser Jams entstanden, laufen hier Loops rückwärts, werden Filterknöpfe ordentlich durchgedreht und hypnotisieren süße Glockenspiel-Klänge. Verfremdung ist alles! Tarnung aber auch. Hat sich schon mal jemand gefragt, was die Buchstaben-Kombinationen "AD-AF-AK" auf deutschen Kfz-Nummernschildern bedeuten? Dann einfach hier genau zuhören - die kleine Marschtrommel weist die Richtung. Zum Schluss geben Dis*ka noch einmal einen Blick auf ihre Privatgemächer frei. "Wind On The Bridge" wurde ganz ganz Oldschool komplett Live eingespielt. Ein "gedehnter Hippie-Daddel-Dub-Track" (so Dis*ka im O-Ton), komplett mit herrlich-verstimmtem Stylophon und plötzlichem Punk-Einbruch.