专辑简介

Dieses Treffen hat der Teufel geplant, weil er zur Abwechslung auch mal was Gutes tun wollte: Das Karlsruher Jazz-Electronica-Rock-Postpudding-Projekt Kammerflimmer Kollektief, das mit unvorhersehbaren Geräuschen, leisen Liebesseufzern und explodierenden Eisenherzen seit 1996 auf Platten und Live die vielseitigsten Erfahrungen sammeln konnte, hat mit dem Schriftsteller, Journalisten und ehemaligen Spex-Chefredakteur Dietmar Dath eine Platte aufgenommen: mal intime, mal verknallte, mal verbissene und mal relaxte Songs zwischen gesprochenem Text, gesungenem Lied und selbständig in allen Farben blühender Musik. Der Autor, der seit 1990 vom Popjournalismus in linken Zeitungen und Zeitschriften bis hin zur Feuilletonbeschäftigung und Filmkritik bei der F.A.Z. versucht, die derzeit öffentlich üblichen Textformen einerseits zu erforschen und andererseits mit unüblichen Inhalten zu belasten, lässt seine Texte frei, damit sie sich im Revier der drei musikalischen Gespenster bewegen können, die wissen, wie man die starken Schwimmzüge klarer Rhythmen unter eine freie Improvisation oder einen Quecksilbersprühregen aus Harmoniefunken schiebt. Seit einigen Jahren schon hatten sich Thomas Weber, Heike Aumüller und Johannes Frisch immer wieder mit Dath zusammengetan, um in Theatern und auf Beschwörungsfestivals gemeinsam aufzutreten. 2009 entstand, weil man sich immer stärker aufeinander zubewegte, das Musikbuch „Im Erwachten Garten“. Beim Weitermachen fanden sich fanden sich Lieder, die Heike Aumüller und Thomas Weber noch nicht kannten, obwohl sie von ihnen waren – Stücke, deren Eigenart plötzlich verlangte, dass die Beteiligten sich als eine neue Band erkennen sollten. Den Namen „The Schwarzenbach“ wählte man zu Ehren der lesbischen Schriftstellerin und Journalistin Annemarie Schwarzenbach (1908 bis 1942), die so schön war wie ihre einerseits transparente, andererseits tief geheimnisreiche Sprache. Das Album „Farnschiffe“ umfasst elf Stücke. Am Anfang führt eine freundliche Melodie durch ein Leben mit wenig Geld, das trotzdem keine Angst vor Morgen hat, am Ende kommt dieselbe Melodie als Liegewiese für eine Liebe zurück; es sind trotzdem zwei verschiedene Songs. Dazwischen geht erst ein Redeblues durch die Basslandschaften von Johannes Frisch spazieren („Nein Sprich Nein Sklave“), dann covert die Band eine Seewind-Erinnerung von Beth Nielsen Chapman („Seven Shades of Blue“), beschwert sich eckig über Computerfirmen („Positive Außenhandelsbilanz“), wiegt mit summendem Trost alle Irren in den Schlaf („Therapeutikon“), geht kurz in die Kühlschrankdisco („Arme Handwerkerin“), klatscht zusammen in die Hände („Streitkräfte aus Zimt“), zündet eine Kirsche (statt einer Kirche) an („Vergebung“), verführt den absichtlich in Tee mit Rum eingeweichten Dieter Bohlen („Castingflirt“) und feiert die Göttin Fußball („Tender Disquisitions (Bianca Schmidt)“, bevor sie in einem fast neunminütigen Ritual („Amaryllis“), das alle Sounds und Schwingen freilässt, die das Album geweckt hat, langsam davonsegelt.